Das neue Jahr bringt neue Herausforderungen. Für einige unserer Chöre brechen schwere Zeiten an, müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden. Vor allem unsere Männerchöre, aber auch gemischte Chöre erleben, dass sie mit zunehmendem Alter ihrer Mitglieder an die Grenzen der sing- und Auftrittsmöglichkeiten geraten. Der Männergesangverein Harmonie Westheim hat sich nach 127jährigem Bestehen aufgelöst. Der gemischte Chor St. Cäcilia Niederntudorf hat sich vor seiner Jahreshauptversammlung mit einem dringenden Appell an die Öffentlichkeit gewandt. Wenn sie keine neuen Männerstimmen, Bässe und Tenöre, finden, sei das Weiterbestehen des Chores gefährdet. Ihr Appell wird ungehört verhallen.

Einen alten Chor aufzulösen, sollte aber immer erst die allerletzte Möglichkeit sein, vorher gibt es viele Alternativen.

Der nach wie vor starke Männerchor Delbrück beispielsweise hat sich entschieden, gerade weil seine Sänger immer älter erden, künftig auf große Konzerte zu verzichten. Aber gesungen wird weiter, es sind Ständchen und öffentliche Auftritte in kleinerem Rahmen geplant.

Der Männerchor Lippspringe ist groß geblieben, weil er stark auf inneren Zusammenhalt setzte und den Chor in kleinere Kameradschaften, sogenannte „Tischgemeinschaften“ gliederte. So finden junge und alte Sänger besser zusammen.

Der Paderborner Männerchor „Erika“ ist eine Chorgemeinschaft mit dem von ihm mit initiierten „Jungen“ Chor „Padervoices“ eingegangen. Diese singen gern Gospels und rhythmische Lieder, „Erika“ pflegt das Volksliederrepertoire. Und der junge Chor unterstützt den alten ei seinen Auftritten.

Der 152 Jahre alte Männergesangverein „Liedertafel“ Fürstenberg hat überlebt, indem er zunächst mit dem benachbarten Männerchor in Wünnenberg eine Chorgemeinschaft einging. Beide Vereine blieben eigenständig, traten aber zusammen auf.  2005 gründete ihr damaliger Chorleiter Hans Joachim Senft, unser Kreis-Chorleiter, einen „Jungen Chor, die Sintfelt-Corporation mit heute über 40 Mitgliedern. Aus dem „Jungen“ Chor ging dann 2012 noch ein „junger junger Chor  hervor, die „Sintfelt Quer-Beat“. Die Hoffnung allerdings, dass die jungen Sänger auch die „alten“ Männerchöre verstärken würden, erfüllte sich leider nicht. Beim nächsten Chorverbandstag in Fürstenberg wird die Chorgemeinschaft Bad Wünnenberg – Fürstenberg e. V. von ihren Projekten berichten.

Der Männerchor Salzkotten wiederum hat sich mit dem Salzkottener Frauenchor „taktvoll“ zusammengetan. Beide Chöre gestalten Konzerte gemeinsam. Wobei die Frauen gerne moderne Musical-Melodien singen. Der alternde Männerchor Altersdurchschnitt 79 Jahre), der sein 100jähriges Bestehen 2023 noch erleben möchte, hält sich eher an die traditionelle Männerchorliteratur. Zu viel Neues überfordert altersgraue Köpfe, so die Erfahrung der Salzkottener Sänger.

Einen ganz anderen Weg wiederum geht Bernhard Große-Coosmann, unserer früherer Kreis-Chorleiter, mit seinen Chören. Er transponiert die klassischen Volksliedsätze tiefer und sucht bewusst solche Melodien aus, die auch von älteren Stimmen gut bewältigt werden können. Auch er setzt weniger auf große Konzerte, plant aber mit seinen Chören viele kürzere Auftritte, etwa in Seniorenheimen oder Kirchen.Es gibt viele Wege, auch als alternder Chor weiter zu singen. Deshalb unsere Bitte an unsere Chöre: Nicht ans Aufhören denken. Singen ist viel zu schön, um es dranzugeben. Das geht auch, ohne dass alle Vorstandsposten besetzt sind. Lasst euch etwas einfallen, wie ihr weiterhin singen könnt. Bleibt zusammen und singt, notfalls auch ohne Verein. Das wünschen wir euch vom Vorstand des Kreis-Chorverbands.

Richard Schleyer, Vorsitzender